Gefälschter Absinth: Das Wichtigste zusammengefasst
- Preban-Absinth aus der Zeit vor dem Absinth-Verbot (1915) ist sehr selten und dementsprechend teuer.
- Eine echte Flasche original Preban-Absinth kostet ca. 3000 – 4000 Euro.
- Leider existieren auch gefälschte Preban-Absinthe auf dem Markt.
- Fälschungen lassen sich jedoch – je nach Professionalitätsgrad – anhand einiger Merkmale erkennen.
Echter Absinth aus der Zeit vor dem Verbot
Absinth ist eine Spirituose mit einer langen, faszinierenden Geschichte. Um die Begehrlichkeit eines original Preban-Absinthes zu verstehen, möchten wir anfangs kurz auf die Geschichte des Absinths eingehen.
Der Name „Absinth“ stammt vom lateinischen Wort „Absinthium“ ab und bedeutet Wermut. Wermut ist wiederum die charakteristische Zutat der hochprozentigen Spirituose. Weiterhin sind die Grundzutaten eines original Absinths grüner Anis und Fenchel. Je nach Rezept werden weitere Kräuter verwendet. Der zunächst klare Absinth wird nach der Destillation mit Kräutern eingefärbt und ist deshalb typischerweise von grüner Farbe, weswegen er auch den Kosenamen „Grüne Fee“ La Fée Verte) besitzt.
1769 erschien die erste bekannte Anzeige für ein wermutbasiertes Elixier namens „Bon Extrait d‘Absinthe“ in einer Neuenburger Zeitung (Schweiz). 1792 entwickelt Dr. Ordinaire eine überarbeitete Rezeptur, bestehend aus 8 Pflanzen. Darunter befanden sich Wermut, Anis, Ysop und Fenchel, kombiniert mit 68-prozentigem Alkohol. Die Rezeptur wird 1797 an den französischen Major Dubied verkauft, der zusammen mit seinem Sohn und Schwiegersohn (H.L. Pernod) die erste Absinth-Fabrik in der Schweiz (Couvet) baut und Absinth als Genussmittel im Gegensatz zu einer rein medizinischen Verwendung vermarktet.

Absinth im 19. Jahrhundert
Während des Eroberungskriegs in Algerien im Jahre 1830 nutzt die französische Armee die desinfizierende Wirkung des Absinths. Die Alkoholrationen sollten primär zur Desinfektion des kontaminierten Wassers genutzt werden. Doch insbesondere durch die berauschenden Nebenwirkungen und selbstverständlich durch den hervorragenden Geschmack wurde der Absinth von den Truppen geliebt. Nach ihrer Heimkehr wollten sie auf das liebgewonnene Glas Absinth nicht verzichten, so dass dem Siegeszug des Absinths vorerst nichts mehr im Wege stand. Absinth trinken wurde mehr und mehr Ausdruck der Zeit und wurde in allen Schichten der Gesellschaft akzeptiert.
Viele große Kunstwerke verdanken ihre Existenz dem Geheimnis der „Grünen Fee“. Große Namen wie Baudelaire, Manet, Verlaine, Rimbaud, Oscar Wilde, Degas, Toulouse-Lautrec, van Gogh, Gauguin und Picasso finden sich unter diesen frühen leidenschaftlichen Anhängern des Absinths. Jedoch soll dieser Ruhm schon bald wieder zu Ende sein…
Das Absinthverbot und seine Folgen
Die Schweiz ist das erste Land, welches Absinth im Jahr 1910 verbietet. Dies ist zum einen auf den hohen Alkoholkonsum in der Gesellschaft zurückzuführen. Zum anderen stieg der Druck der französischen Weinlobby, welche die Konkurrenz des neuen Getränks fürchtete und sich bewusst für ein Verbot der Grünen Fee einsetzte. Argumentiert wurde mit der vermeintlich toxischen Wirkung des Absinthes, welche auf den im Wermut enthaltenen Wirkstoff Thujon zurückgeführt wurde. 1915 folgt Frankreich mit einem Absinth-Verbot und in den Folgejahren wird das Getränk in fast allen Ländern der Welt verbannt. Die Zeit des original Preban-Absinthes ist vorbei…

Tarragona Pernod Fils Absinth und die erneute Legalisierung
Pernod Fils, der bis dato größte Hersteller für Absinth, verlegte nach dem Verbot eine Produktionsstätte nach Tarragona in Spanien. Denn Spanien ist bis heute eins der einzigen Länder, indem Absinth nie verboten wurde. So war es auch nach dem weltweiten Absinthverbot möglich original Absinth zu produzieren (mit leicht veränderter Rezeptur). Die Reputation des Produkts war jedoch durch die weltweite negative Berichterstattung derart in Verruf geraten, dass auch der Absatz für den lokalen spanischen Konsum eher gering ausfiel. Anfang der 1970er Jahre wurde die Produktion deswegen auch in Tarragona eingestellt. Original Tarragona Absinth kann jedoch noch heute gekauft werden, der Preis für eine Flasche bewegt sich zwischen 1000 und 1300 Euro, je nach Zustand und Alter der Flasche.

Das Getränk „Absinth“ gerät in Vergessenheit, bis es 1998 durch eine veränderte EU-Gesetzgebung wieder legalisiert wird und einen neuen Aufschwung erfährt. Teil der Faszination Absinth sind seine Geschichten und der Mythos, dass Absinth vor dem Verbot der wahre, echte Absinth sei, der Unmengen an Thujon besitzt und deswegen Halluzinationen hervorruft. Diese halluzinierende Wirkung von Absinth ist Humbug, jedoch hält sie sich hartnäckig und kann einen Teil der Faszination rund um das Getränk erklären. Nicht desto Trotz gilt echter Preban-Absinth durch seine ursprüngliche Rezeptur und jahrhundertelange Reifung unter Kenner als wahre Krönung des Absinthgenuss.
Gefälschter Absinth: Das Werk von Kriminellen
Echter Absinth aus der Zeit vor dem Absinth-Verbot ist ausgesprochen selten. Original Flaschen existieren aus Kellerfunden oder Auflösungen von Weinkellern alter Hotels. Die Preise variieren hier je nach Zustand der Flasche und Marke von 2000-6000 Euro. Besonders begehrt sind original Pernod Fils Absinthe, der Marktführer zu Zeiten der Jahrhundertwende. Da Pernod Fils Absinthe zu Hochzeiten des Absinthes in großer Stückzahl hergestellt wurden, sind leere Flaschen noch verhältnismäßig einfach auf Flohmärkten und Internet-Auktionshäusern zu finden. Diesen Umstand machen sich Fälscher zu nutzen, was wir im Folgenden aufzeigen möchten.
Gefälschter Absinth: Ein Beispiel
Bei der im folgenden abgebildeten Flasche handelt es sich zunächst einmal um eine echte Pernod Fils Absinthflasche mit original Absinthe Pernod Fils Etiketten und Absinthe Pernod Fils Glassiegel am Flaschenhals. Jedoch wurde die Flasche nachträglich befüllt, verkorkt und mit Wachs versiegelt, um einen historischen Absinthe Pernod Fils vorzutäuschen, der vor 1914 produziert wurde. Es sind eindeutige Fälschungsspuren zu erkennen.

Authentizität: Aluminiumfolie und Wachssiegel
Konkret äußert sich dies darin, dass die Aluminiumfolie des Flaschenhalses sich nicht unter dem Wachssiegel im Bereich des Korkens fortsetzt. Dies ist bei ungeöffneten Flaschen der Fall. Dass die Folie hier fehlt, ist somit ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Flasche bereits geöffnet wurde. Auch das Wachssiegel wurde neu aufgetragen. Es erscheint zwar optisch alt, dies ist aber nur der Fall, da es oberflächlich mit Schmutz (vermutlich Asche) eingerieben wurde, um eine Alterung vorzutäuschen. Man erkennt an den Rändern ein helles Grün, das bei einer historischen Flasche nachgedunkelt wäre. Am Wachssiegel erkennt man deutlich mehrere Schichten, d.h. der Fälscher war unachtsam und hat sich nicht die Mühe gemacht, das ursprünglich angebrachte Wachs komplett zu entfernen. Dies ist ebenfalls ein Fälschungshinweis.

Echt oder nicht? Provenienz der Flasche
Neben den zuvor aufgezeigten augenscheinlichen Fälschungshinweisen weist auch die Herkunft der Flasche auf eine Fälschung hin. Die zu begutachtende Flasche wurde am 26. Januar 2019 auf ebay.fr bei einer Auktion verkauft. Wie man auf dem Auktionsfoto sehen kann, war die Flasche zum Zeitpunkt der Auktion leer.

Wenig später wurde die Flasche von einem in der Absinth-Szene bekannten Fälscher aus London zum Kauf angeboten. Man sieht bei der Gegenüberstellung der Flaschen die gleichen charakteristischen Merkmale. Es kann zweifelsfrei davon ausgegangen werden, dass es sich bei der Flasche um keinen historischen Pernod Fils Absinthe handelt. Die Flasche wurde nachträglich vom Fälscher befüllt. Es handelt sich eindeutig um eine Fälschung.

Echten Preban Absinth kaufen
Keine Frage, echten Preban-Absinth zu besitzen stellt nach wie vor die Krönung einer Absinthsammlung dar. Jedoch muss beim Kauf Vorsicht geboten sein. Insbesondere das Wachssiegel und die darunter liegende Aluminiumfolie ist ein guter Hinweis auf die Echtheit des Absinthes. Jedoch kann auch dieses, wie im beschriebenen Fall zu sehen gefälscht werden. Unnatürliche Alterungsspuren wie bspw. das Einreiben mit Asche/Schmutz können ein weiterer Indikator für eine Fälschung sein.
Oftmals sind es aber auch schon einfachere Merkmale, die eine Fälschung überführen. Bspw. passt die Flasche nicht mit der damals verwendeten Originalflasche überein. Denn auch leere Original-Absinthflaschen sind eine Rarität. Möglich ist auch, dass das für alte Absinthflaschen typische Wachssiegel komplett fehlt oder ein zu neu aussehender Korken die Flasche verschließt. Und natürlich sollte man immer bei einem vermeintlich zu guten „Schnäppchen“ Vorsicht walten lassen…
Grüne Grüße aus der Welt des Absinths,
Mike vom ALANDIA Team